Herzlichen Glückwunsch: kicker

Zu Grundschulzeiten mit dem ersten Taschengeld gekauft, mithilfe dessen die Lesefähigkeiten erweitert oder gar erworben, und Dinge gelernt, welche die Schule einem nie beigebracht hat. Layouts kamen und gingen, optisch immer im Wandel der Zeit. Doch der Charakter ist bis heute erhalten. Der Stil, die Sprache, das Verhältnis zum Fußball – unverwechselbar, seit 100 Jahren.

Am 14. Juli 1920 erschien die erste Ausgabe des in Konstanz gegründeten Magazins „kicker”. Das Titelblatt zierten damals Mannschaftsfotos der beiden in den Anfangsjahren des Fußballs großen Karlsruher Fußballvereine, den Karlsruher Kickers und des Karlsruher FV aus den 1890er Jahren. Beide Vereine wurden vom Gründer des Magazins, Walther Bensemann mitbegründet. Bensemann steht als zentrale Leitfigur des „kickers” und gilt als einer der wichtigsten Fußball-Pioniere in Deutschland, der vor allem auch den Fußball in unsere Stadt nach Karlsruhe brachte. In seiner Jugend, als Walter Bensemann auf dem Karlsruher Engländerplatz dem neuen Sport nachging, sah man den Fußball als „Fußlümmelei” und „englische Modetorheit” an und verspottete diesen. Entgegen des damaligen Grundkonsens sah er wiederum im Fußball immer auch eine „pazifistische Idee“ und ein Mittel der Völkerverständigung. Erst lange Zeit nach der Flucht vor den Nationalsozialisten und seinem bald darauf folgenden Tod wurden Bensemanns journalistische und gesellschaftliche Arbeit in ein anderes Licht gerückt. Von nun an galt er als „Vater der höheren deutschen Sportjournalistik”, und erfuhr gebührende Würdigung seines Engagements.

In Würdigung von Bensemanns Pionierarbeit für den Fußball in Karlsruhe und Deutschland und seinem stetigen Willen zur Völkerverständigung, den auch wir als Supporters Karlsruhe 1986 e.V. bis heute Teilen, haben wir Im Mai 2018 eine Gedenktafel am Karlsruher Engländerplatz finanziert und durch die Stadt errichten lassen.

Walther Bensemanns Lebenswerk existiert auch nach 100 Jahren und bereichert den Fußball enorm. Trotz einer Welt in der nichts so ist, wie vor 100 Jahren, ist der „kicker” immer verlässlich geblieben.  Seit Beginn an zählt er zu einer der festen Größen im deutschen Fußball. Dinge im Fußball werden beschrieben wie sie sind, und nicht wie die beste Schlagzeile lautet. Der „kicker” spricht über Fußball, und braucht keine reißerisch aufgemotzten Anekdoten und Nichtigkeiten, um Reichweite zu gewinnen oder Profite zu generieren. Auch der fortschreitenden Eventisierung des Profifußballs widersetzt sich das Blatt, und hält dem tapfer Stand, auch wenn sich der Wandel der Sportlandschaft in dessen Inhalten niederschlägt.

Man kann zurecht sagen der „kicker” ist ein deutsches Fußballkulturgut, und das ist gut so. Der Fußball braucht keine Medien die Skandale weit außerhalb des Platzes sucht und provoziert. Der Fußball braucht Medien die sich mit der Basis des Fußballs auseinandersetzen und dafür einstehen.

Auf weitere 100 Jahre. Herzlichen Glückwunsch „kicker”!