FANKOLUMNE – Heimspiel gegen Schalke

Arbeitslos und eine Flasche Bier… Ich kann einfach nicht anders. Wenn ich an Schalke denke, habe ich sofort diesen Ohrwurm im Kopf. Und als nächstes spielen sich Bilder vom Auswärtsspiel im Herbst 2007 vor meinen Augen ab, als ein Schalker direkt neben dem Auswärtsblock seinen Geldbeutel öffnet, die Scheine zückt und sie den singenden KSC-Fans entgegen wedelt. Schaut her, ich kann mir auch noch eine zweite Flasche Veltins leisten!


Dass dieser Evergreen tatsächlich den ein oder anderen ins Mark trifft, hatte mich überrascht bis begeistert. Doch man kann es auch verstehen. Bergbau im Pott ist Geschichte. Was bleibt ist Schalke in einer überdimensionierten Turnhalle und das mittlerweile auch nur noch in Liga zwei. Da darf man schon mal Frust schieben. So schlecht ist die Stimmung in und um Gelsenkirchen allerdings gar nicht. Im Gegenteil: Der S04 hatte in der vergangenen Saison einen fabelhaften Zuschauerschnitt von 61.000 und stellte damit einen neuen Rekord in der 2. Bundesliga auf.

Mit den Schalkern verbinden uns viele Jahrzehnte Fußballgeschichte. 1955 gewannen wir gegen die Knappen erstmals den DFB-Pokal. Drei Jahre nach der Fusion gelang dem KSC das „Wunder von Braunschweig“, wo wir das Finale gegen die Favoriten aus Gelsenkirchen mit 3:2 für uns entscheiden konnten. Es folgten Aufeinandertreffen in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1956 und 1958. Seit den ersten Jahren der Fußballbundesliga standen wir uns dann regelmäßig gegenüber. In den 80er Jahren verbrachten wir schon einmal eine gemeinsame Saison in der noch jungen eingleisigen Liga zwei.

Nach unserer letzten Rückkehr in die Bundesliga begegneten wir uns in ebenjenem Herbst 2007 wieder, an dem so wunderschön mit Geldscheinen gewedelt wurde. Für Schalke standen Neuer, Höwedes, Rakitic, Asamoah und Kuranyi auf dem Rasen. Doch sie waren einem Mann, der einst der Jugend von Borussia Dortmund entsprang, nicht gewachsen: Christian Timm entschied die Partie mit zwei Toren in der zweiten Halbzeit zu unseren Gunsten. Der Blick auf die Tabelle nach dem 9. Spieltag war ein ungewohnter Augenschmaus. Wir standen auf Platz zwei, direkt hinter den Bayern. Acht Punkte vor dem amtierenden Meister aus dem Talkessel.

Die Rückfahrt im Sonderzug nach Karlsruhe war ein feuchtfröhlicher Ritt auf der Euphoriewelle. Im Rückblick war es der Höhepunkt eines langen Rauschs, in dem wir uns seit der Aufstiegssaison und dem Derbysieg befanden. Werden wir so etwas noch einmal erleben? Von Tabellenplatz zwei dürfen wir immerhin schon vor dem Heimspiel gegen Schalke grüßen – wenn auch nur in der zweiten Bundesliga.

Von Peter Dittmann