FANKOLUMNE – HEIMSPIEL GEGEN ULM

In Ulm, um Ulm und Ulm herum war alles voller Autos und Busse aus dem Badnerland. Nach 25 Jahren bestritten die Blauweißen im vergangenen Oktober erstmals wieder ein Pflichtspiel im Donaustadion. Der Auswärtsblock drehte kräftig am Rad und mit der stimm- und rauchkräftigen Unterstützung sollte in letzter Minute ein glücklicher Sieg eingefahren werden. Marcel Franke sei dank.

Als wir zum letzten Mal im Wildpark gegen die Spatzen spielten, befanden wir uns noch in einer völlig anderen Zeitrechnung. Es war das erste Heimspiel nach dem bitteren Abstieg aus der Bundesliga im Sommer 1998. Auf unserer Trainerbank nahm damals der sonnengebräunte Jörg Berger Platz, der trotz gescheiterter Mission als Feuerwehrmann weitermachen durfte. Als Spielmacher lief der wohl auf Grundlage einer VHS-Kassette in Bergers Sommerurlaub verpflichtete Martin Vazquez auf. Der hüftsteife Spanier hatte zuvor seine Karriere in Mexiko ausklingen lassen. Im Tor stand der fast 38 Jahre alte Holger Gehrke. Daneben durften Größen wie Marc Kienle, Michael Molata und Christian Fährmann das Trikot mit der Kommerzpyramide überstreifen. Es war eine Mannschaft, die nichts mehr mit der Elf zu tun hatte, die ein gutes halbes Jahr zuvor im Achtelfinale des UEFA-Cups bei Minusgraden in Moskau gescheitert war. Das Treiben auf dem grünen Rasen stand im krassen Gegensatz zu den kurz zuvor ausgeheckten kühnen Plänen des Präsidiums, im Jahr 2000 in der Champions League zu spielen.

 

Die 1:2 Heimniederlage gegen die Spatzen war ein Fingerzeig, dass der Fahrstuhl für die Blau-Weißen in der Folgesaison weiter in Richtung Untergeschoss fahren sollte. Währenddessen befand sich der von Ralf Rangnick trainierte Aufsteiger aus Ulm auf dem Durchmarsch in die Bundesliga. Rangnick ließ seine Abwehrreihe als einer der ersten Trainer in Deutschland in einer Viererkette auflaufen und das so erfolgreich, dass er noch in derselben Saison aus Ulm weggelotst wurde und eine Odyssee zu den unsympathischsten Vereinen des Landes antrat.

 

Beim bevorstehenden Duell gegen die Schwaben empfangen wir einen deutlich unbekannteren Übungsleiter als den Fußball-Professor. Die Ulmer trennten sich unter der Woche vom Aufstiegstrainer Thomas Wörle, dem in dieser Saison der Durchmarsch in die Bundesliga eher nicht mehr gelingen wird. Die Mannschaft mit dem höchsten Kirchturm der Welt im Wappen wird ab sofort von Robert Lechleiter geleitet. Mit ihm verbinden uns schönere Erinnerungen als mit Dosen-Ralle. Denn Lechleiter stand für die Spielvereinigung Unterhaching auf dem Platz, als wir am 29. April 2007 die Rückkehr in die Bundesliga besiegelten. Auch wenn der Aufstiegszug diese Saison wohl abgefahren ist, so dürfen wir doch mit der Hoffnung auf den nächsten Heimsieg am Sonntag in den Wildpark ziehen.

 

Peter Dittmann